Spanien: Extauri, Onati, Atxarte, St. Sebastian Picos de Europa, Riglos, Rodellar, ...
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Reisetagebuch (von Wanner Tommy):
Tales from the Trip 05' --- Klettertrip Baskenland – Picos de Europa – Los Riglos – Rodellar – Verdon – Finale – Arco
20.5. Anreise von Andi am Airport
Bilbao am späten Nachmittag. Das
Wetter ist ungewöhnlich schön
und die Temperaturen übersteigen
die 30 Grad. Nach kurzem Chitchat mit
den Amerikanern entschließen
wir uns direkt nach Etxauri weiterzufahren
und die ersten paar Tage dort zu verbringen.
21.5. Erster Klettertag und Andi geht
seine erste
8a On Sight. Da hab ich zwar nix zu
melden,
dafür bouldere ich meine erste
7a+ aus und steig sie zum Schluss rotpunkt.
Etxauri ist eine perfekte Spielwiese
für alle Schwierigkeitsgrade und
bietet ein nur selten so erlebtes Ambiente.
Die riesigen Vögel, der orange
Fels und die unzähligen Routen
(auch mehre Seillängen) machen
es zu einem speziellen Erlebnis.
22.5. Wir entschließen uns noch
ein paar Routen in Etxauri zu klettern,
bevor wir unsere Erkundungs-
fahrt durchs
Baskenland fortsetzen. Heute steht
der Sector La Mano bzw. El Huso am
Programm. El Mano ist mit seinen 4
Seillängen und absolut interessantem
Fels eine empfehlenswerte Mehrseillängentour.
Der Huso gilt als Wahrzeichen dieses
Klettergebietes und ist ein absolutes
Muss für jeden Besucher.
Unsere Reiseküche lässt noch
immer sehr zu wünschen übrig
und so entschließen wir uns auf
dem Weg nach Onate einen Stop beim
Eroski (größte Supermarktkette
im Baskenland) einzulegen. Nach einstündiger
Fahrt erreichen wir dann das kleine
Tal bei Onate und finden schlussendlich
doch noch eine Möglichkeit zu Übernachten.
Das Tal bietet nur sehr wenige Möglichkeiten
zu parken.
23.5. Wir sind uns nicht ganz sicher
ob wir uns denn im selben Gebiet befinden,
von dem der Führer und
die anderen
Tiroler Kletterer schwärmen, aber
hier gibt es nicht viel zu holen. Das
Ambiente ist eher drückend und
der kleine Bach der sich unterhalb
der Klettersektoren befinden, erinnert
durch seinen Braunton doch eher an
eine Kloake. Nach einigen doch recht
amüsanten Routen brechen wir unsere
Zelte ab und versuchen unser Glück
in Atxarte.
Unsere alltägliche gute Tat vollbringen
wir bei unserem obligatorischem Stop
beim Supermarkt (mittlerweile verfügt
unsere Küche schon über Zucker),
als wir eine Handtasche mit Kreditkarte
und allerlei anderen Dingen finden,
und !natürlich! (nach 5 minütiger
hitziger Diskussion) bei der Kasse
abgeben. Ich frage mich ob mir in diesem
Falle wohl das gleiche wiederfahren
wäre?!
24.5. Wir übernachten vor der lokalen Bar in Atxarte und genießen erst mal einen Cafe con Leche. Die Kellnerin bringt uns eine Sammlung von Topos, die die Lokals über die Jahre zusammengetragen haben und wir entschließen uns für eine Mehrseillängentour (6SL), die von einem Steinbruch startet. Zwei Sachen, mit denen wir nicht gerechnet haben, machen uns die (Tor)-tour nicht gerade leicht, am Ende können wir aber doch noch auf einen erfolgreichen Klettertag zurückblicken:
Die ersten zwei Seillängen (im Steinbruch) sind extrem brüchig und werden von den Lokals normalerweise umgangen. Das ist uns anscheinend entgangen und so ziehen wir unsere Route wacker durch den Trümmerhaufen bis der Andi schließlich aufgrund einer „lockeren Beziehung“ aus der Wand schießt und wir die letzten paar Meter mit „Haglziehen“ beenden. Ab der dritten Seillänge lässt der Fels dann aber keine Wünsche mehr offen dafür macht uns der rote Planet das Leben schwer. Die Route befindet sich dirket in einer Südwand und unsere Arm und Rückenpartien sind von den roten Rebschnüren an unseren Gurten schon bald nicht mehr unterscheidbar. Als wir uns nach der Tour noch ein wenig abkühlen wollen treffen wir auf ein paar lokale Kletterer die uns noch eifrig mitteilen, dass es über die Mittagsstunden sehr heiß werden kann in der Wand.
25.5. Wir verbringen den kletterfreien
Tag in San Sebastian. Das Thermometer
erreicht den utopischen
Wert von 38
Grad und uns fällt nix besseres
ein als den Nachmittag auf der Uni
zu verbringen. Während Andi an
seiner Homepage bastelt, unterhalte
ich mich in einer zweistündigen
Skype-Session mit meiner Freundin.
Na wenigstens ist’s gratis. Am
späten Nachmittag fahren wir dann
aber doch noch nach Zarrautz und genießen
eine Surfsession mit adequaten Wellen.
26.5. Mittlerweile wohnen schon sechs
Personen in unserer Wohnung und da
heute der vorletzte Tag ist
und der große Putz unmittelbar
bevorsteht, schert sich niemand mehr
um den Haushalt. Die Küche und
das Bad (vom Wohnzimmer ganz zu schweigen)
stehen vor Dreck und wir verlassen
(flüchten) die Wohnung schon zeitig,
um uns mit Paco’s (mein Universitätsprof.
in Spanien) Schwager im nahegelegenen
Klettergebiet von Santa Barbara zu
treffen. Ab diesem Moment beginnt der
wohl stressigste Teil der Reise:
Da das Wetter nur mehr für den nächsten Tag passen sollte und wir uns die 500 Meter hohe Westwand des Naranjo de Bulnes vorgenommen haben (aufgrund von Andoni’s Empfehlungen), entschließen wir uns sofort alle Vorbereitung zu treffen und aufzubrechen. Der Hacken an der Sache ist, dass am gleichen Tag noch die Wohnung geputzt, Surfboards von Zarrautz abgeholt und schlussendlich noch die dreistündige Fahrt zum Nationalpark „Picos de Europa“ angetreten werden muss. Wir haben’s aber alles geschafft und kommen um Mitternacht an unserem Ziel an.
27.5. Nach nur wenigen Stunden Schlaf
holt uns der Wecker schließlich
um sechs aus dem Bett und wir
starten voller
Motivation Richtung Einstieg. Das Wetter
zeigt sich perfekt blau, allerdings
bläst relativ starker Wind von
Süden, was immer wieder tückische
Böen mit sich bringt. Nach einer
Stunde sollten wir unser Ziel dann
schön langsam zu Gesicht bekommen,
treffen stattdessen aber auf eine Weggabelung.
Nach kurzem Blick auf die Karte wird
klar, dass wir uns im Nebental befinden
und weit und breit kein Naranjo zu
finden ist.
Als Ersatzprogramm steigen wir eine
Stunde später aber in eine Ersatzroute
ein. Bald wird uns klar, dass es wohl
keine so gute Idee gewesen wäre,
wirklich in die Hauptwand einzusteigen.
Der große Hakenabstand und die
tückischen seitlichen Böen
machen auch die Ersatztour zu einem
einschneidenden Erlebnis.
Da in den nächsten Tagen an keinen „Gipfelsieg“ zu
denken ist, entscheiden wir uns die
Klettergebiete in Asturias näher
unter die Lupe zu nehmen und starten
Richtung Quiros, einem Gebiet im Südwesten
von Oviedo. Auf halbem Weg entscheiden
wir uns aber zum Übernachten,
und am Nächsten Tag weiterzufahren.
Hundemüde von den letzen zwei
Tagen schlafe ich schließlich
um 10h ein und verschlafe meinen 24.
Geburtstag.
28.5. Es regnet.
Wie vorhergesagt
und erwartet zeigt sich das Wetter
nicht sehr freundlich und Andi nützt
den Tag um am Computer zu arbeiten.
Ich widme mich meiner spanischen
Harry Poter Teil IV Fassung was sich
allerdings schwieriger erweist als
erwartet. Schließlich reißt
mir der Geduldsfaden und ich laufe
ein paar Kilometer den Fluss entlang.
Am Abend setzen
wir dann unsere Reise fort und stoppen
wie geplant in Oviedo. Die zwei wichtigsten
Anlaufpunkte Mc Donalds und Supermarkt
werden sofort in Angriff genommen.
Das „Corte Ingles“ bietet
allerdings schon etwas mehr als Supermarkt
und so wird das ganze doch eher eine
Shoppingtour was unserer Autoausstattung
und vor allem unserer Küche sehr
zu gute kommt (wir sind stolzer Besitzer
eines Salzstreuers!).
29.5. Immer noch leichter Nieselregen
doch nichts kann uns abhalten einige
trockene Sektoren in Quiros zu erkunden.
Allerdings macht uns das nasse Gras
schon sehr zu schaffen. „Nass
bis über beide Ohrwaschl“ kommen
wir endlich an unserem Ziel an (nachdem
uns wieder mal ein Spanier frech und
lustig in die falsche Richtung geschickt
hat). Andi bouldert eine 8a aus und
ich widme mich einem „6c Dacherl“ bei
dem auch einige gute Fotos dabei rauskommen.
Etwas später ist sich Andi dann „wieder
mal ganz sicher von wo wir gekommen
sind“ und tatsächlich kommen
wir nach einem einstündigen Trip
durch die Wildnis wieder beim Auto
an. Hat ihn halt wieder mal ein Bier
gekostet.
30.5. Teverga- eines der besten Klettergebiete
auf unserem Trip. Leider lässt
unser Zeitplan nur einen Klettertag
zu und wir entscheiden uns für
eine versinterte Grote etwas außerhalb
der anderen Sektoren. Leider ist diese
auch beliebter Unterschlupf der doch
sehr zahlreichen Bergziegen, was unserer
Ausrüstung und unseren Kleidern
einen bleibenden Taint mit auf den
Weg gibt, der uns auch noch Tage später
an den doch sehr eindrucksvollen Klettertag
erinnert.
Andi schließt den Tag wieder
mit einem 8a Durchstieg ab, ich muss
mich meiner 7a dann im dritten Anlauf
leider geschlagen geben.
31.5. Ruhetag am „Playa de Rodiles“
“Die Beste Welle Asturias” enttäuscht
uns leider und ich kann mich nur über
den “Besten Sonnenbrand des Klettertrips” freuen
(eine sehr zweifelhafte Freude). Andi
besticht noch immer durch sein dezentes
Weiß, da er auch diesen Tag im
VW- Bus verbringt und an seinem momentanen
Web- Projekt bastelt.
Nachdem wir
am späten Nachmittag via „El
Pais“ (die örtliche Tageszeitung)
dann endlich eine positive Wettervorhersage
für die nächsten Tage bekommen,
entscheiden wir uns für unseren
zweiten Anlauf auf unser eigentliches
Ziel: Den „Naranjo de Bulnes“
1.6. 6.00 h
Tagwache…
Die zwei Stunden Einstieg (1.ooo Höhenmeter) mit schwerem alpinen Klettergepäck
erweisen sich als nicht ganz so schwerfällig wie vorher angenommen, Dank
des gut präparierten Weges und den Tonnen von Kohlenhydraten, die wir
die Tage zuvor gegessen haben.
Nach kurzer Aussortierung des Materials verlieren wir keine Zeit und begeben
uns zum Einstieg.
10.00 h Einstieg (Westwand Route Murciana, Erstbesteigung 1982)
Der erste Teil der Route verläuft planmäßig ruhig (5c und 6a
alpin) bis wir an die 7c+ mit nachfolgender 7a+ kommen. Nach einigen missglückten
Rotpunktversuchen von Andi (die beiden Seillängen sind perfekt abgesichert),
entscheiden wir uns die beiden Längen so schnell wie möglich hinter
uns zu bringen, und uns mit den alpinen oberen Seillängen zu befassen.
Die Felsqualität ist erstaunlich gut und bis auf zwei Routenabschnitte
(eine etwas brüchige Verschneidung und eine falsche Fährte, die uns
viel Zeit gekostet hat) sind wir absolut begeistert. Nach 8 Stunden haben wir
es dann schlussendlich geschafft und stehen am Gipfel „Des Berges der
Picos de Europa“.
Der Abstieg ist sogar noch besser als die ohnehin schon brillante Route. Wir erreichen das südseitige Felsband mit zwei Seillängen und legen die restliche Strecke ins Tal auf dem Schneefeld zurück, welches ostseitig um den Naranjo herumführt. Nach weiteren zwei Stunden Abstieg ins Tal erreichen wir dann unseren Bus bei Einbruch der Dunkelheit. Total entkräftet verkriechen wir uns in unsere Schlafsäcke.
2.6. Wir sind gegen späten Nachmittag
mit unserem „lokalen Bergfuchs“ von
San Sebastian verabredet,
vertrödeln aber soviel Zeit in
der riesigen Bucht von Santoña,
dass wir am Ende dann doch wieder einen
Stress zusammenbekommen, um alle Erledigungen
für die Weiterreise zu arrangieren
(für mich ist es der letzte Abend
meines Auslandsjahres in San Sebastian).
3.6. Ein letzter Unitag, allerdings
ohne Unterricht. Ich hole noch meine
Noten ab, verabschiede mich
von meinen
Professoren und checke ein letztes
mal meine Emails. Andi feilt noch immer
an seinem Internetprojekt…
Am Abend treffen
wir uns mit Andoni und verabschieden
uns schließlich von ihm und seinen
Freunden, nicht wenig beeindruckt von
ihren Erzählungen von Patagonien
und Abenteuern in den Pyrenäen.
4.6. Die Nacht haben wir in unserer
bevorzugten Waldlichtung am Fuße
der Wände von Etxauri
verbracht und
starten nach dem Frühstück
(mittlerweile schon mit Crossaints,
Donuts, Marmelade, Müsli und Kaffee
mit Milch und Zucker!) in den westlichen
Sektor. Die Sonne macht uns ziemlich
zu schaffen, am Ende gelingt mir dann
aber doch noch mein zweiter 7a+ Durchstieg.
Andi besticht
durch seine übliche Form, muss
sich dann aber doch dem „Miami
Bizeps“ (8b), geschlagen geben.
Dank des unfreiwilligen Sponsorings der „Euskalbideo“ (Videothek in San Sebastian), sind wir stolzer Besitzer von Ocean´s Eleven Teil eins und zwei, was uns dazu motiviert unseren Bus „movietauglich“ zu machen und schlussendlich Clooney und Co. bei ihrem Gustastückerl in Las Vegas zu bewundern.
5.6. Etwas angeschlagen vom Vortag
entscheiden wir uns für einen
weiteren Tag in Etxauri. Allerdings
erreichen die Temperaturen schon am
Vormittag ein Rekordhoch was schlussendlich
jegliche Motivationen und Projekte
im Keim ersticken und wir uns mit einer
zugegeben mageren Ausbeute zurück
zum Auto begeben und uns zur Weiterreise
entscheiden.
Der Campingplatz in Yeso liegt auf ca. halbem Weg zwischen Pamplona und
„Los Riglos“, ist nicht gerade ein 5 Sterne Areal aber verfügt
zumindest über warme Duschen und richtige Toiletten (was schön langsam
wirklich mal notwendig ist!). Wir entscheiden, die Nacht dort zu verbringen und
beenden den Tag in gewohnter Kinomanier- Ocean`s Twelve.
6.6. Wir nützen den Tag am „Embalse
de Yeso“ (Yesosee) für…ja
für eigentlich gar nichts.
Der Strand
und das Wetter sind einfach zu perfekt,
um an große Abenteuer zu denken
und so laden wir unsere Kräfte
noch mal richtig auf, bevor es zu den
langen Touren von „Los Riglos“ geht.
Am späten Nachmittag treffen
wir in Riglos ein und sind überwältigt
von den massiven Gesteinstürmen.
Ehrfürchtig studieren wir das
Topo und entscheiden uns nach einer
kleinen Rücksprache mit zwei Kletterern
für eine der bekanntesten Routen
am Ostturm
(Zulu Demente
7a).
7.6. Die zwei Kletterer vom Vortag
brechen schon gegen 7 h auf, um ihre
Route am Hauptturm
anzutreten. Da wir uns strategisch schlau dafür entschieden haben, die
größte Hitzewelle
auszuharren und erst gegen Abend einzusteigen, schlafen wir uns erstmal richtig
aus.
Gegen 11 h holt uns dann die Sonne endgültig aus den Schlafsäcken
um dann um 12 h die Rückkehr der anderen Kletterer zu beobachten. Begeistert
erzählen sie uns von ihrem 7a Rotpunkt Durchstieg und ziehen schließlich
von dannen. Erste Zweifel an unserer Langschlaf- Späteinstiegs-Theorie
kommen auf. Um 14 h halten wir es nicht mehr aus in unserer orangen Blechtonne.
Die Hitze ist unerträglich und kein Windhauch regt sich. Lange genug gewartet!
14.30 h Einstieg…
Nach den ersten
zwei Seillängen in direkter
Sonne erreichen wir den steilen 6b
Teil (3 Seillängen).
Der unbeschreibliche
Fels in stetigem überhängenden
Gelände macht die Tour zum absoluten
Erlebnis und das Gebiet macht seinem
Ruf alle Ehre. Der letzte 7a Teil wird
von Andi On Sight durchgestiegen, ich
bin allerdings froh mir noch mit Hilfe
der Express- Schlingen die letzten
Meter zu sichern.
8.6. Wir haben aus dem gestrigen Tag gelernt- heute sind wir es, die zu erst einsteigen und schon zu Mittag wieder im Lager ankommen. Die Tour am Hauptturm ist vergleichsweise einfach zu gestern und ich steige die Schlüssellänge 6c im Flash. Beim Abstieg blockiert eine Gruppe Franzosen die Route, schlussendlich können wir sie aber doch im letzten Teilstück überholen.
Unsere Siesta verbringen wir diesmal
am nahen Fluss, wobei wir ein wenig
mulmiges Gefühl wegen unseres
Busses haben, der direkt neben der
Hauptstrasse geparkt ist.