Afrika

Watervalboven

Watervalboven: Waterfall

Krüger

Watervalboven: Superbowl

Watervalboven: Superbowl

Botshabelo Mission

Johannesburg

 

Meinen ersten Kontakt mit Afrika habe ich während einer Reise, die mich zuerst nach Australien führte. Mein Freund Daniel Brecher war in Johannesburg um dort eine Uni-Projekt zu realisieren: Ein Kindergarten wurde in Innsbruck 2 Semester lang von ca. 30 Architekturstudenten geplant und jetzt innerhalb von 8 Wochen in Johannesburg umgesetzt. Daniel hat vor, nach Beendigung der Arbeiten Afrika ein paar Eindrücke abzugewinnen. Dies sollte genau der Zeitpunkt sein, an dem ich geplant habe von Australien Heim zu fliegen. Wir wussten, dass ich um einen Zwischenstop in Südafrika für einen gemeinsamen Trip nicht herumkommen werde... Zusammen wollen wir Afrikanische Kultur erleben, Tiere wie Elefanten, Löwen, Giraffen sehen und im bekannten Klettergebiet Watervalboven Erfahrungen sammeln.

13.10.

Johannesburg oder „Joburg“, wie es von den Einheimischen genannt wird, ist ein gefährliches Pflaster. Überall wird man vor Diebstahl und sonstiger Kriminalität gewarnt. Umso beeindruckender ist die Erfahrung am Flughafen Johannesburg zu stehen, nicht wie versprochen abgeholt zu werden, keinerlei Daten von seiner Kontaktperson zu haben und diese Person auch nicht telefonisch erreichen zu können. Wie sich herausstellen sollte, hat mich Daniel erst 1 Tag später erwartet...

Ohne irgendwelche Informationen, wo sich Daniel aufhalten könnte vrbringe ich einige Stunden am Airport zwischen zwielichtig hilfsbereiten Afrikanern, die einem ihre Dieste wie Fahrt und Unterkunft aufzudrängen versuchen. Nach einiger Organisiererei kann ich zumindest den Namen von Daniels (ehemaliger?) Unterkunft herausfinden. Die zugehörige Telefonnummer finde ich im Internet und damit dann die Information, dass zumindest einer der zwei Daniels noch in dieser Unterkunft eingecheckt ist. Um Mitternacht kommen dann die Architekturstudenten vom noch nicht fertigen Kindergarten zur Unterkunft und es stellt sich heraus, dass es der richtige Daniel dabei ist. Nicht schlecht verwundert ist er, als er mich im „Brown Sugar“ auf ihn wartend antrifft.

14.10.

Daniel will, wie er geplant und daher seinen Kollegen versprochen hat, bis zu meiner von ihm gedachten Ankunft heute Abend (...) bei der Realisierung des Kindergartens mithelfen. So habe ich die Ehre, frischen Wind und neue Motivation in das etwas angeschlagene Architektenteam auf der Baustelle zu bringen.

Die 20 Minütige Fahrt zur Baustelle bringt vermittelt mir gleich wuchtig, wie anders es hier in Südafrika zugeht. Gefahren wir hier links, was nach Australien nichts neues ist. Ungeregelte Ampeln werden nicht nach Rechsregel sondern nach „first come first go“ geregelt: immer abwechselnt im Uhrzeigersinn fährt ein Auto aus einer Richtung. Rote Ampeln braucht man bei Dunkelheit nur als „Achtung Kreuzung“ betrachten. Zu gross ist die Gefahr durch Stehenbleiben der Kriminalität zum Opfer zu fallen. Man sieht Frauen, die enorme Lasten freihändig am Kopf balancieren, Bekleidung mit kräftigen Farben. Fussgänger auf der Autobahn, die hauptsächlich in der Nacht durch die dunkle und daher perfekt getarnte Hautfarbe zu besonderer Aufmerksamkeit motivieren. Etliche Autostopper, die mit für uns cryptischen Handzeichen aufmerksam machen, wohin sie wollen. Nicht nur in Johannesburg Downtown sondern überall im Land findet man am Strassenrand kleine „Standelen“, wo meist Früchte wie Papajas, Orangen und Bananen aber auch frisch Gekochtes angeboten werden. Es werden hier auch nagelneue 1er Golf hergestellt - also altes Modell aber neu produziert - welche sehr beliebt sind und "Jickos" genannt werden. Abwasserleitungen sieht man oft an der Aussenseite der Häuser, was heisst dass diese nicht in die Mauer integriert sondern nachträglich montiert wurden.

Stacheldraht findet man beinahe an jedem Haus – egal ob in der Stadt oder weit entfernt z.B. in Watervalboven. Schulen sind oft komplett von einer Stacheldrahthecke umgeben. Angeblich sollen damit (unter anderem?) Schüler davon abgehalten werden, den Unterricht verlassen zu können. Es gibt mehrere Sprachen in Südafrika und nicht in jeder wird gelehrt. Somit kann es passieren, dass Schüler in Schulen gesteckt werden und kein Wort verstehen. Da liegt es nahe, dass die Kinder lieber Lebenserfahrung auf der Strasse machen würden.

Aber auch mit einigen Klischees wird aufgeräumt: Sämtliche Strassen sind perfekt asphaltiert, Wasser ist in Hülle und Fülle vorhanden und man könnte (...) es sogar trinken – der Geschmack ist zumindest besser, als das Wasser, das ich in Australien getrunken habe. Die Temperaturen in Johannesburg sind auch nicht wirklich „afrikanisch“: Johannesburg liegt auf einem grossen Plateau auf 1400m Meereshöhe... Sämtlicher Strom wird in Atomkraftwerken erzeugt – allein 4 davon haben wir auf der 250km langen Fahrt nach Watervalboven gesehen. Dass man sich extem bzgl. Essen aufpassen muss stimmt auch nur bedingt. Von den 30 Personen des Architektenteams bekam während 10 Wochen nur genau einer ein Durchfallproblem. Und dabei wurde von ihnen alles konsumiert, was unter die Finger kam – von A bis ungewaschenen Äpfeln über Chicken bis W wie schmackhaften Würmern.


Johannesburg: Am Flughafen findet man Plakate, dass man die Kriminalität nicht fördern und so auf sein Gepäck gut aufpassen soll oder dass man sich nur von bestimmt ausgewiesenen Transportunternehmen zur Unterkunft bringen lassen soll. In der Stadt sind an gefährlichen Kreuzungen Schilder wie „take care of hitchhackers here“ mit Hinweisen, wie man sich gegen solche „Entführer“ schützen soll: Fenster zu, Kofferraum versperren, Türen von innen verschließen. Bei roten Ampeln sollte man in bestimmten Gebieten langsam durchfahren – zu gross ist die Gefahr, dass böse Buben hinter der nächsten Hecke auf eine günstige Gelegenheit warten. Downtown Johannesburg ist ab Abend wie ausgestorben. Die Kriminalität führte dazu, dass sich die weisse Bevölkerung aus den Häusern an die Stadtränder zurückgezogen hat. Die mehrstöckigen Häuser dort sind meist komplett dunkel, da meist nur noch das Erdgeschoss genutzt wird; zudem sind die Wohnpreise in Downtown angeblich honorent hoch, was sich die schwarze Bevölkerung sicher nicht leisten könnte. Den Parkwächtern auf den größeren Parkplätzen z.B. im Einkaufszentrum Eastgate soll man ein paar Rand in die Hand drücken, damit man sich sicher ist auch nächstes Mal sein Auto wieder zu finden und nicht zu fördern, dass der Parkwächter „nichts gesehen hat“ bzw. sogar event. seine Kollegen kontaktiert, dass es was zu holen gibt. Tourismus gibt es so gut wie keinen in Joburg – Postkarten werden fast ausschließlich in Postämtern angeboten.


Watervalboven ist eigentlich recht sicher – hauptsächlich gibt es nur Probleme mit 3 Personen, die aus dem Township (=Armenviertel) den Kletterern Besuche abstatten. Die Personen wurden gefasst – kurz bevor wir in Watervalboven ankamen wurde jedoch bekannt, dass sie sich wieder auf freiem Fuss befinden. In bestimmten Klettersektoren sollte man sich einen Guide nehmen – da er ein Local ist und daher verdächtige Personen leichter wiedererkennt als Kurzzeittouristen, soll es Kriminelle davon abschrecken, ihrer Leidenschaft (...) nachzugehen. Auch soll man keinerlei Wertsachen zum Klettern mitnehmen, damit man nicht zeigt, wie lukrativ Diebstahl in Watervalboven sein kann...

15.10.

In Watervalboven lebt ein Kletterpärchen schon seit einigen Jahre und hat dort ein kleines Unternehmen etabliert: „Roc'n'Rope“. Neben Klettershop und Kletterkursen werden auch Zimmer und sogar ganze Hütten vermietet. Die Preise für die Unterkunft würde man bei uns als „geschenkt“ bezeichnen. Es gibt eigene Preise für „climbers“ wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass Nicht-Kletterer dort nächtigen.

In Watervalboven treffen wir auf Daniel (ein weiterer Daniel) und Petra, die sich im Campingplatz einquartiert haben. Nachdem ein Gewitter mit heftigem Donner aufzieht kommen sie zum Abendessen zu unserem bis auf uns leer stehendem Haus – am nächsten Tag sind auch sie bei dort eingezogen...

Wir klettern im Sektor „Restaurant“ welcher sich direkt unter dem Restaurant des Campingplatzes befindet. Vor 15 Jahren fand man hier die einzigen Bohrhaken von Watervalboven. Die wild streunenden Hund sind von uns so begeistert, dass sie uns vom Auto folgen, gleich den ganzen Tag bei uns bleiben und dann wieder zum Auto begleiten.

17.10.

Am nächsten Tag wird der Sektor „Waterfall“ unter die Finger und vor die Linse genommen. Zu genial schauen die weltweit bekannten Bilder aus, als dass wir nicht heiss darauf sind auch einige Schnappschüsse mit nach Hause zu nehmen. Der Wasserfall beeindruckt wirklich; daneben zu klettern ist fast schon kitschig – ein tolles Erlebnis! Weiter rechts findet man 35 Meter lange Routen, die zu den schönsten von mir je gekletterten gehören. Festester Fels, gefärbt in Grau-, Gelb- und Rottönen; weite, anspruchsvolle Züge an handgerechten Strukturen, die durch das Magnesim weiss gefärbt dem Kletterer den Weg durch die 35 Meter Ausdauertouren weisen. Genial.

Um zu diesem Klettersektor zu gelangen muss man durch das Township. Dadurch lassen wir uns von Roc'n'Rope dort absetzen. Der Weg zurück geht danach zu Fuss mitten durch dieses Armenviertel. Die Kamera lasse ich dabei lieber im Rucksack. Alles was Beine hat befindet sich vor den Häusern auf der Strasse. Schnell läufen mit uns einige Kinder, die uns ganz interessiert anstarren, als ob sie noch nie Weisse gesehen hätten. Ein etwas mulmiges Gefühl, ob wir auf die 3 frisch aus der Haft entlassenen stossen oder anderer Kriminalität zum Opfer fallen wandern wir die 10 Minuten durch dieses Viertel zurück zu unserer Unterkunft. Kaum zu glauben, dass nur 1 Strasse zwischen Arm und Wohlstand stehen kann.

19.10.

Für 2 Tage sind wir im weltbekannten Krüger-Nationalpark, was nur jedem empfohlen werden kann. Eine schwache Blase sollte man dabei nicht haben: Nach dem Gate befindet man sich mitten im Wildtiergehege, in dem einem alles von Afrika bekannte begegnen kann. Nur ca. alle 20 Kilometer findet man sicher(er)e Ausstiegsmöglichkeiten. Nach 5 Minuten sehen wir aus unserer Blechbüchse (=Auto) einem 5 Meter entfernten Elefanten beim Vernaschen eines Strauches. Geschützt durch das Blech des Autos fahren wir im Schrittempo durch den Park und bewundern aus nächster Nähe auf und neben der Strasse Zebras, Impalas, Steinböcke, Elefantenherden, Krokodile, Hyänen, Nilpferde, Nashörner, Gnus, Giraffen, Affen und sonstige wild lebende Tiere.

Die nächsten Tage sind wir wieder beim Klettern in Watervalboven. Der Sektor Superbowl zählt anscheinend zum Besten, was Südafrika zu bieten hat. Ich bin begeistert von den dortigen Linien und Klettereien an fast unglaubwürdig rot gefärbtem Fels. African Bushmen haben die überhängenden Wände früher als ideale Wohnbedingungen erkannt und dort ihre Spuren hinterlassen. Neben Wandmalereien findet man Malsteine und Tonscherben.

Der Sektor Coven ist extrem leicht vom Township zu erreichen und man sollte keinerlei Wertsachen bei sich tragen. Bei jedem Geräusch im Wald wird ganz gespannt gelauscht und schon das schlimmste befürchtet; passiert ist jedoch während der gesamten Zeit in Watervalboven nichts diesbezüglich. Da uns die Kletterei in Superbowl so gut gefallen, finden wir uns am nächsten Tag dort wieder.

Roc'n'Rope hat am Ende der dirt road ein neues Areal mit Hütten und Pool errichtet und wir wurden eingeladen, doch nach dem Klettern dort vorbei zu schauen. Die abendlichen Gewitter verkürzen aber immer das Schwimmvergnügen.

23.10.

Unser Trip geht langsam zu Ende und wir machen uns auf Richtung Joburg. Auf dem Weg dorthin schauen wir noch bei der Botshabelo Mission vorbei. Kaum zu glauben aber dort leben immer noch ca. 4 Frauen in ihrer traditionellen Art und Weise: in verschiedenen Mustern bunt bemalene Häuser, extrem niedrige Eingänge, Strohdächer, bunte Bekleidung, farbenfrohen Schmuck. Sie erstellen und verkaufen dort Schmuck und sonstige Gegenstände verziert mit färbigen Perlen.

Nachmittags treffen wir in Joburg ein und nach kleiner Shoppingtour lassen wir uns in einem italienischen Restaurant verköstigen. 18 Angestellte scheinen uns übertrieben. In mühevoller Kleinarbeit wurde detailgetreues italienisches Ambiente geschaffen: Kürbise und Salamis hängen von den Wänden, gefüllte Weinregale, original gestaltete Speisekarten gefüllt mit nur italienischen Kulinaritäten. Dass sich das Lokal im Einkaufszentrum Eastgate befindet, muss man sich wegdenken. Zu geschenkten Preisen bestellen wir Olivenbrot, Cozze, Gnocchi, Tagliatella, Capucchino, Espresso und co. Dass die Portionen so riesig sind unterschätzen wir und brauchen einige Stunden, bis wir wieder normal atmen können...

24.10.

Der letzte Tag in Südafrika. Wir wollen noch den Kindergarten besuchen und dort einige Fotos vom fertigen Produkt schiessen. In der Zwischenzeit wurden sämtliche Details fertig gestellt und wir sind erstaunt, als bereits Kinder mit Betreuung den Kindergarten nutzen. Keine Wand der zwei Körper ist senkrecht / waagrecht, viele Nieschen, bunt bemalte Löcher und sonstige Details laden förmlich ein, etwas mit den fröhlichen Kindern herumzuspielen – sichtlich sind sie vom Kindergarten begeistert.

Nach diesem Fotoshooting geht's ab zum Shopping bei einem traditionellen Markt, wo afrikanische Kunstwerke wie Masken, Figuren, Schmuck, Bilder zu billigsten Preisen beworben werden. Traditionelle Materialien wie Knochen von Wildschweinen, Kühen, Elefanten, Nilpferden, lokale Harthölzer oder Steine wie der grüne Malachit wurden zu tollen Kunstwerken verarbeitet, von denen wir reichlich als Mitbringsel einkaufen. Von jedem Verkäufer wird man gleich mit „hello my friend“ angesprochen – dann wird einem aufgedrängt, was für tolle Produkte zu was für günstigen Preisen angeboten werden. Das ganze passiert jedoch in netter, mit Schmäh geführter Art und Weise; man hat nicht das Gefühl, dass man bestohlen wird oder einem das Geld aus der Tasche gezogen wird.