USA

Bigwall. Yosemite. In (Zach) Mikes Kopf geistern diese Worte schon seit seiner Jugend. Dort einmal „Hand anzulegen“ und somit sich durch die bis zu 1000 Meter hohen Granitwände des Yosemite Valleys im Fernen Amerika zu kämpfen – ja das geisterte Mike durch den Kopf. Dass das Ganze mit Risiko verbunden ist, versteht sich von selbst. Vor einigen Jahren hatten wir unsere ersten Kletterabenteuer und der gemeinsame Kinobesuch von „Am Limit“ inspirierte uns, im Yosemite gemeinsame Abenteuer zu erleben.

Die Eckdaten dieses Trips: San Franzisco – Yosemite National Park – Death Valley – Las Vegas. Dorthin sollte dieser Trip führen.

Hier die Story: Trotz der Temperaturen nie unter 34 Grad bereiteten wir uns mit Yosemite Klassikern wie Serenity Crack, Sons of Yesterday und East Buttress am El Capitan auf unser Bigwall-Ziel im Yosemite vor: Salathe. Eine berühmte Route durch den 1000 Meter hohen Granitpanzer des El Capitan im Yosemite Valley. Bigwall-Klettern ist mit neuen Herausforderungen verbunden: Schlafen und Leben in der Wand, Haulbag nachziehen (den Sack, mit dem man sämtliche Utensilien zum Leben und Überleben die Wand hoch zieht), Jumaren (mit Steiggeräten an Seilen hochklettern), Pendelquergänge, Absicherung nicht an Haken sondern an mobilen Klemmgeräten – den sogenannten Friends, Klemmkeilen und Co.

Ich hatte ja schon etwas Bigwall-Erfahrung mit der „Nose“ nicht weit von der Salathe (siehe eigener Bericht). Salathe sollte etwas mehr Herausforderung bieten. Unser Ziel war es, die Route mit 3-Mal-Schlafen zu bezwingen. Die erste Etappe war auch kein Honiglecken; was uns nach der ersten Nacht in der Wand in ca. 300 Metern erwarten würde, wussten wir – die gefürchtete Hollow Flake. Gerüchten zufolge sollten die fast nicht absicherbaren Offwidth-Klettermeter sehr furchteinflößend sein (…) – was das Ganze für uns nur noch etwas spannender erscheinen ließ. Man kann Salathe nicht klettern ohne diese Länge irgendwie hoch zu kommen. Der Riss ist zu breit um Sicherungsmaterial anzubringen – technisch klettern somit ausgeschlossen. Nur ganz unten lassen sich Sicherungsmittel anbringen. Mitten in dieser Länge begriff ich, dass das Leben viel zu schön ist, um dieses für mich viel zu hohe Risiko noch weiter zu strapazieren. Nach dem unausweichlichen Rückzug mussten wir uns somit neue Herausforderungen suchen – vorerst mal im 1000 Meter höher gelegenen und dadurch etwas kühleren Tuolome Meadows.

Im Tuolome Campground platzierten wir erstmal auf unserer mehrere-hundert-quadratmeter-großen Parzelle unser Zelt. Trotzdem dass die Nachbarn amerikanisch-weit voneinander entfernt sind, entwickelte sich beim Barbecue jeden Abend soviel Rauch in dieser „wilden Natur“, dass wir uns wie eingesperrt in einer rauchdurchzogenen Bar fühlten.

Klettern in Tuolome fordert vor allem den Plattenspezialisten. Neben Mehrseillängenrouten findet man hier auch Boulder- und fürs Yosemite untypische Sportklettermöglichkeiten – meist mit bestem Ausblick auf den türkis-blauen Tenaya Lake im Herzen dieser von Gletschern geschliffenen Landschaft. Das Great White Book wird da wohl eine der bekanntesten Linien sein. Die 2 Minuten Zustieg gefielen uns – die Offwidth Längen durch dieses überdimensionale, „aufgeschlagene Buch“ schon weniger. In Tuolome gibt es aber nicht nur tolle Klettermöglichkeiten. Die markanten Gipfel und die dazwischen eingebetteten Seen bieten tolle Wanderziele.

Unseren Bigwall-Durst konnte Tuolome jedoch nicht stillen. Die freistehende Felsnadel des Lost Arrow Spire lockte uns wieder zurück ins Yosemite. Um auf die Schlepperei des Gepäcks verzichten zu können, versuchten wir diesen Bigwall in einem Tag zu klettern. Nur 3 Seillängen unter dem anvisierten Gipfel ist uns die Zeit ausgegangen und mussten somit abseilen. Am nächsten Tag kamen wir jedoch zurück und vollendeten die Route – jedoch von der anderen Richtung: von oben. Nach dreistündigem Zustieg seilten wir uns 100 Meter ab, um die verbleibenden Meter der Felsnadel zu bezwingen. Diese Strategie stellte sich auch als perfekt heraus, da wir so die Tyrolean Traverse machen konnten: am gespannten Seil imitierten wir Sylvester Stallone, um von der Felsnadel wieder zurück zum ursprünglichen Abseilpunkt zurück zu kommen.

Genug Höhenrausch – Bouldern in Bishop sollte uns unseren notwendigen Adrenalinschub geben ohne gleich ums Leben fürchten zu müssen. Nicht weit von den Granit-Eiern der „Buttermilks“ kann man auch bei den „Happy Boulders“ in Vulkangestein bouldern.

Die viel zu hohen Temperaturen ließen uns unseren Trip nach 2 Tagen in Richtung Süden fortsetzen. Die unvorstellbaren Weiten des Death Valley mit unberührter Natur sind einfach beeindruckend. Wir staunten nicht schlecht, als wir mitten in dieser steinernen Einsamkeit die Furnace Creek Ranch mit grünstem Gras, Palmen, Golfplatz und wirklich feinem Pool auftauchte. Nicht weit davon entfernt befindet sich Dead Waters, welches 80 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und somit den tiefsten Punkt von Amerika bietet. Nach einer heißen Nacht – hier sind die 36 Grad gemeint – ging es dann weiter in die Welthaupstadt des Glücks: Las Vegas – natürlich mit einem nahen Klettergebiet. Der rote Sandstein der Red Rocks sieht nicht nur genial aus – die Felsen sind auch wie gemacht fürs Klettern und boten unserem Trip einen krönenden Abschluss.

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